Meine erste Begegnung mit BDSM hatte ich Mitte der 80er Jahre. Genau genommen gab es damals den Begriff "BDSM" noch gar nicht. Der wurde meines Wissens nach erst zu Beginn der 90er Jahre geprägt. Die damalige Szene war relativ klein und eine Subkultur, die weitestgehend im Untergrund ihr Zuhause hatte.
Playpartys, wie sie heute zu finden sind, gab es nicht. Man traf sich in kleinen Gruppen in privaten Räumen und man benötigte enge, persönliche Kontakte um an solchen Ereignissen teilhaben zu können. Diese Ereignisse waren geprägt von einem hohen Maß an Ernsthaftigkeit, sie waren konsequenter und in meinen Augen auch härter - und nicht wirklich zwingend Gentlemen-like.
Zusammenhalt innerhalb dieser Gruppen gab es tatsächlich. Aber der rührte vor allen Dingen daher, dass die Anhänger solcher Praktiken in der Öffentlichkeit in einem hohen Maß stigmatisiert waren. Der Personenkreis setzte sich aus allen Bevölkerungsschichten zusammen und man war peinlichst darauf bedacht, dass die eigenen Leidenschaft tief im Verborgenen blieben.
Auch hier war das Internet wieder einmal daran beteiligt, dass BDSM für viele zugänglicher geworden ist. Mit den Newsgroups, die Mitte der 90er populär wurden und später über etliche Foren und zuletzt über diverse Dating- und Erotikplattformen konnte diese Gemeinde erst wachsen.
Je mehr Menschen sich für BDSM interessierten, desto offener wurde die Szene. Sie wurde vielfältiger, leichter, beschwingter und bunter. Heute findet man Elemente des BDSM in der Mode, in der Musik, im Film und in Kunst und Kultur. Höfliches, ehrenhaftes und verantwortungsvolles Handeln hat hier aber nach wie vor seinen Platz.
Und wenn jemand heute von Old-School spricht, dann sortiere ich ihn unwillkürlich in die Zeit ein, zu der BDSM einem kleinen Kreis von Eingeweihten vorbehalten war.
So zumindest ist meine Wahrnehmung.